"Der Bericht des Bundeswirtschaftsministeriums zeigt: Unsere Werften brauchen kreative Hilfen, statt den Staatstropf"

Zum dem am Mittwoch im Bundeskabinett behandelten Bericht zur maritimen Wirtschaft äußert sich der Sprecher für die maritime Wirtschaft der FDP-Bundestagsfraktion, Hagen Reinhold:

Der Bericht des Bundeswirtschaftsministeriums hat auf Bundesebene gezeigt, was an der Küste schon lange bekannt ist: Die nächsten Jahre werden für die Werften und für die mit ihnen verbundenen Betriebe in Deutschland eine große Herausforderung. Frühstens ab dem Jahr 2023 wird wieder mit Neubauaufträgen aus der Kreuzfahrt gerechnet, möglicherweise erst ab 2024: „Die Reeder der Kreuzfahrtschiffe haben hohe Kredite zu schultern, welche in der Corona-Krise massiv angewachsen sind. Die ersten Gewinne werden wahrscheinlich nicht direkt in neue Schiffe investiert sondern zur Schuldentilgung verwendet werden. Außerdem ist nach wie vor nicht sicher, wie sich das Infektionsgeschehen und der deutsche Tourismus entwickeln werden“, sagt der maritime Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion mit Blick auf das bundesweite Impf- und Testdebakel.
Bei den deutschen Werften gibt es für den Bundestagsabgeordneten vier grundlegende Fragen zu beantworten: Welche Werften können mit vorgezogenen Staatsaufträgen und Reparaturen beispielsweise für die Bundesmarine und für Forschungsschiffe unterstützt werden? Ist unserer Werftindustrie in ihrer aktuellen Ausrichtung auf dem Weltmarkt dauerhaft konkurrenzfähig? Bei welchen Werften gibt es positive Zukunftsprognosen? Wie kann die Politik dauerhaft Innovationen und Fortschritt auf den Werften unterstützen? „Für die Werften ist es keine Option, in den nächsten Jahren am Staatstropf zu hängen“, meint Reinhold.

Die Krise biete auch Optionen für innovative Veränderungen, denn die Branche sei technisch spitze. Diese Innovationen müssen jedoch aus der Branche selbst herauskommen, staatliche Einmischung und langfristige Alimentierung durch Kredite haben selten Innovationen gefördert. Stattdessen könne die Politik aber begleiten und müsse unnötige Hindernisse aus dem Weg räumen. Die nach wie vor schleppenden Vergabeverfahren und die unglaublichen bürokratischen Anforderungen bei den eigentlich bereits zugesagten Aufträgen des Bundes seien hier ein gutes Beispiel für schlechte Hilfe. Auch nach einem Jahr Pandemie habe der Bund seine Versprechen an die Werften nicht erfüllen können. „In der Krise ist zweierlei gefordert: Flexibilität bei Regierung und Behörden und Unternehmergeist bei der Wirtschaft. Zumindest an letzterem hat es bisher nie gemangelt“, stellt Reinhold fest.